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Wenn deine Wahrheit
zur Sackgasse wird …

Um deine Ziele zu erreichen, brauchst du die Fähigkeit, ab und zu deine eigene Wahrheit zu hinterfragen. Insbesondere wenn du felsenfest davon überzeugt bist, dass es die einzig richtige ist. Der Klassiker: Wenn etwas nicht läuft, werden verbissen die Anstrengungen erhöht, anstatt Fakten zu sammeln, die Situation neu einzuschätzen und einen besseren Ansatz zu finden.

Vielleicht kennst du die Geschichte – frei nach Paul Watzlawicks “Anleitung zum Unglücklichsein“ – vom Mann, der seinen Schlüssel sucht?! Ein Passant sieht des nachts auf dem Heimweg einen Mann im Lichtkegel einer Laterne herum kriechen. „Hallo!“, ruft er ihm zu, „alles ok?!“ Der Mann antwortet: „Danke, alles klar, ich suche nur diesen verdammten Hausschlüssel!“

Der Passant nähert sich der Laterne und hilft bei der Suche. Nach einer gewissen Zeit, fragt er den Mann: „Sind Sie sicher, dass Sie den Schlüssel hier verloren haben?“ „Nein“, antwortet dieser, „ich habe ihn da drüben verloren“; dabei deutet er auf einen Stelle im Dunkeln. Der Passant fühlt sich ein wenig zum Narren gehalten und fragt: „Wie bitte? Aber warum suchen Sie den Schlüssel dann hier?!“ „Na, ist doch klar“, antwortet der Mann, „weil es da drüben dunkel ist!“

Warum erscheint dir diese Story als lustig? Weil sie so absurd ist. Sie widerspricht jeder Logik eines klar denkenden Menschen. Der Schwachsinn erschließt sich dem Beobachter unmittelbar. Nur der Betroffene versteht das Amüsement nicht. Für ihn hat ein guter alte „Freund“ die Logik ausgehebelt: Der Glaubenssatz. Was sind schon Logik oder tatsächliche Fakten gegen die Allmacht der Glaubenssätze als Realitätsverweigerer, IQ-Minimierer, Dummheitsgeneratoren …

Und die Mechanismen folgen immer dem gleichen Schema: Es gibt einen faktischen Tatbestand und einen Menschen, der sich weigert, diesen anzuerkennen. Vielmehr besteht er auf seiner Version der Wirklichkeit. Aufgrund dieser Diskrepanz macht er eine Menge „lustiger Aktionen“, die – unter Würdigung der Gesamtzusammenhänge – überhaupt keinen Sinn machen und vor allem: Sie bringen nicht die gewünschten Ergebnisse.

Warum erinnere ich mich an die Watzlawick-Story, die ich vor vielen Jahren gelesen habe? Ganz einfach: Kürzlich gab ich (mal wieder) den „Mann unter der Laterne“. Wie so oft hatte ich es ziemlich eilig. Ich wollte – quasi schon auf dem Weg nach draußen – nur noch schnell ein Schreibwerkzeug greifen als es mir in der Hektik entglitt.

Der Füllfederhalter drehte sich elegant um die eigene Achse, schlug einmal auf der Schreibtischkante auf, um sich sogleich wieder gen Himmel zu schrauben. Am oberen Totpunkt angekommen, stürzte er sich dann – einem Kamikaze gleich – in Richtung Fußboden, nicht ohne mir kurz zuvor noch zwinkernd den imaginären Mittelfinger zu zeigen und dann unter dem Schreibtisch zu verschwinden.

Ich stand da, in Hut und Mantel „Mann, das gibt es doch gar nicht! Wo ist jetzt der verdammten Kuli?!“ Ich begab mich wild fluchend auf alle Viere, steckte den Oberkörper unter den Schreibtisch. Im halben Liegestütz drehte ich den Kopf nach rechts, dann nach links. „Ich habe doch gerade gesehen, dass dieser blöde Stift hier verschwunden ist… das kann doch wohl nicht wahr sein!“

Ich war ganz sicher, dass dieser unsäglich dumme Stift hier unter den Schreibtisch gerutscht war. Die Tatsache, dass ich ihn nicht sehen konnte, änderte nichts an dieser Überzeugung: „Er MUSS doch hier sein, verdammt nochmal!“ Das Ganze war Slapstick pur. Aber ich fand es nicht lustig… gar nicht lustig.

Was mich auf das hoffnungslose Unterfangen fixiert hielt, war zunächst der Glaubenssatz: „Der Stift liegt unter dem Schreibtisch.“ Gut, das hätte ich durch meine Beobachtung entkräften können. Die Unlogik setzt eigentlich erst jetzt ein und zwar mit einem universellen Glaubenssatz, den du unbedingt aus deinen Gedanken streichen solltest: „Das kann doch nicht wahr sein!“ Oder: „Das gibt es doch gar nicht!“ Damit wird ein Teil der tatsächlichen Beobachtung einfach weggewischt. Das ist der Kern der Realitätsverweigerung.

Die „logische“ Argumentationskette: „Ich habe doch eindeutig gesehen wie der Stift unter dem Schreibtisch verschwand!“ Dies kollidiert mit der späteren Wahrnehmung: „Das ist aber kein Stift.“ Dramatisiertes Fazit: „Das kann doch nicht wahr sein!“ So weit so gut, aber ein wesentlicher Punkt ist dir entgangen. Denn du hast vielleicht gesehen wie der Stift unter dem Schreibtisch verschwand. Aber hast du auch gesehen, wie der weitere Verlauf seiner Reise aussah? Eben nicht!

Nur: Du bist so darauf fixiert, deine Wahrheit „durchzubringen“, dass du gar keine Chance hast, den Füller zu finden. Und da sind wir wieder beim Mann unter der Laterne. Ich suche, da wo es hell ist – erleuchtet durch meine Wahrheit – und blende alle anderen Möglichkeiten aus. Damit verdamme ich mich zu Erfolglosigkeit.

Als ich dann frustriert und wütend aufstand und mich umdrehte, sah ich ihn dort liegen: Der Füller lag hinter mir, gut einen Meter entfernt vom Schein meiner vermeintlichen Realität.

3 Kommentare

  1. Lieber Herr Rupp,
    vielen Dank für Ihre Erinnerung an vermeintlich schon hinter sich gelassene Glaubenssätze. Der Blick von außen oder oben hilft. Und genau so ist es beim Finden nach der richtigen Strategie für das Unternehmen.

    Ihr Lutz Penzel

  2. Genau getroffen, würde ich sagen.
    Vielen Dank für diesen Impuls, das eigene Verhalten doch noch mal zu hinterfragen.
    Auch wenn es weh tut :- )

  3. Wie wahr doch diese Wahrheit ist. 😉
    Da kann ich nur sagen soviel zu Thema Wahrheit.
    Danke für die Geschichte. So kann man mal wieder auf sich selber schauen,
    ohne dass es direkt so weh tut.

Kommentare sind geschlossen.